Die neue Golf-Saison beginnt im GolfClub Burg Zievel offiziell am Samstag mit dem TEE-OFF. Grund genug, mit unserem Präsidenten und Club-Manager Jochen Knappertz (54) ein Gespräch zu führen.  

Das Golf-Jahr fing ja gut an: Beim ersten Herrengolf-Turnier am ersten Loch gelang unserem Mitglied Jürgen Osterritter ein Albatros. Er beendete die Par-5-Bahn also mit nur zwei Schlägen. Wie oft passiert das auf unserem Platz?

„Tatsächlich ist es erst der dritte „Albatros“ in unserem Club. Vor Jürgen Osterritter war das 2001 Fabian Ochse gelungen. Und Jens Trier schaffte das 2011. Man kann also sagen, grob geschieht das alle 10 Jahre einmal. Bei 35000 Runden, die bei uns im Jahr gespielt werden, und bei dann jeweils fünf Par-5-Löchern, steht die Chance auf ein Albatros bei 1 zu über einer Million, genau 1 zu 1 750 000. Ein „Hole in One“ dagegen wird bei uns fünfmal im Jahr gefeiert.“ 

Wie viele Mitglieder sind denn aktuell in unserem Club registriert?

„Wir bewegen uns so bei 820 Mitgliedern. Das ist eine sehr gesunde Entwicklung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass in den Corona-Jahren die Sportvereine allgemein viele Mitglieder verloren haben, und es schon als Erfolg gewertet werden muss, nicht zu schrumpfen. Auch im letzten Jahr konnte unser Club leicht steigende Zahlen verbuchen. Stolz macht uns auch die Auszeichnung mit dem GolfPost Community Award 2023, der nicht von einer Jury vergeben wird, sondern nach einem Votum von aktiven Golfern und Golferinnen.“

Ist das Mitglieder-Kontingent eines Golf-Clubs eigentlich limitiert?

„Das schreibt der Deutsche Golfverband genau vor. Zugelassen sind 700 Mitglieder pro 9-Loch-Anlage, also 1400 bei einem 18-Loch-Platz. Beim jetzigen Stand würde ich bei uns gern noch 50 Mitglieder aufnehmen. Mit der Erkenntnis, einen spielverrückten harten Kern zu beheimaten, würde Alles, was über die 900 hinausgeht, unsere Kapazitäten erschöpfen.“

Woher rekrutieren sich unsere Mitglieder?

„Wenn man sich unseren Clubausweis genau betrachtet, ist da ein weißes „R“ auf goldenem Grund zu erkennen. Das ist eine Kennzeichnung, die der Deutsche Golf Verband vergibt, wenn 85 Prozent der Mitglieder nicht weiter als 70 Kilometer vom Golf-Club weg wohnen. Bei uns kommen 95 Prozent der Mitglieder sogar aus einem Radius von 25 Kilometern. Was zudem auffällt, ist die überproportional große Gruppe aus dem Dürener Raum.“

Hast du angesichts des Zulaufs schon mal einen Ausbau der Anlage auf 27 Löcher angedacht? Platz wäre ja nach der Stilllegung der Kiesgrube genug da.

„Klar. 2014 kam der damalige Burgbesitzer, Karl Josef Krewel, auf meinen Vater und mich zu und erklärte uns, dass die Kiesgrube stillgelegt würde. Zur Wahl stünden eine Denaturierung oder ein Ausbau der Golf-Anlage auf 27 Löcher. Mein Vater Uli hatte natürlich schon einen Plan in der Tasche. Dann hätte sich z.B. eine 18-Loch-Runde mit dem Abschlag des 19. Lochs links neben dem unteren Fairway der 18 fortgesetzt. Und in der Grube links der Bahnen 16 und 17 hätten sich dann die weiteren Bahnen geschlängelt. Mein Vater hat mir dann die Entscheidung überlassen. Wirtschaftlich wäre das sicher reizvoll gewesen. Aber wir hätten schnell 400 neue Mitglieder benötigt, was mir mit Blick auf die geburtenschwachen Jahrgänge zu riskant erschien. Zudem hätte es auch eines Ausbaus der Infrastruktur bedurft. Parkplatz, Umkleidekabinen und Clubhaus wären aus allen Nähten geplatzt. Schon jetzt tummeln sich an manchen Sonntagen auf unserem Platz 180 bis 200 Spieler und Spielerinnen. Da wird es schon manchmal eng.“

Der Zustand des Platzes präsentiert sich so gut wie nie. Da sammelt das Team um deine Frau Gisi und den Greenkeepern viele Pluspunkte.

„Ein großes Plus allein ist schon, dass Gisi ständig vor Ort ist, was zu schnelleren Entscheidungen und Prozessen geführt hat und enorm geholfen hat, unsere Arbeit besser zu machen. Wichtig war auch, dass wir vor zehn Jahren bei den Grüns auf die Grassorte „Agrostis“gesetzt haben. Sie ist bedeutend resistenter und birgt bessere Spieleigenschaften als die vorherige. Ich muss aber sagen, dass sich die Arbeiten unserer Greenkeeper immer schwieriger gestalten. Es dürfen immer weniger Mittel im Pflanzenschutz verwendet werden. Gerademal zwei Kilo pro Hektar dürfen noch  ausgebracht werden. Und das wird immer kritischer überwacht. Die Probleme mit Fremdgräsern und Unkräutern wachsen da ständig. Und auch die zunehmende Trockenheit macht uns schwer zu schaffen. Wir versuchen, das mit mehr maschineller Pflege zu kompensieren. Zum Beispiel Lochen und Sanden wir jetzt viel häufiger als noch vor ein paar Jahren. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Golfplatz inzwischen wie eine öffentliche Grünanlage behandelt und eingestuft wird. Alles was wir ausbringen, muss auch für z.B. Schwangere oder Kleinkinder verträglich sein. Integrierter Pflanzenschutz nennt sich das.“ 

Mit wie vielen Greenkeepern geht ihr die Arbeit denn an?

„Über den Winter waren es vier. Jetzt im Frühjahr kommt eine weitere Kraft hinzu. Und wenn alles klappt, stellen wir auch noch Dardan Krasniqi ein. Das ist der Neffe unseres langjährigen Greenkeepers Xheledin Krasniqi, den alle Welt nur „John“ nennt. Den Namen hat ihm mein Vater Uli damals bei dessen Einstellung verpasst: Sein Name war ihm zu kompliziert. Und Greenkeeper würden im Allgemeinen John heißen. Und so kam John zu seinem Rufnamen.“

Aus welchem Teich unseres Platzes habt ihr denn die meisten Bälle herausgefischt?

„Grundsätzlich angeln wir gar keine Bälle. Unsere Teiche sind mit Ton abgedichtet und nicht mit Folie. Die Gefahr, dass da was kaputtgeht, ist zu groß. Wir wollen in unseren Teichen Niemanden sehen. Wenn ich aber das Loch 9 als Beispiel nehme und nach meinen Beobachtungen ungefähr jeder dritte Schlag im Wasser landet, kämen wir auf ca. 12000 Bälle im Jahr und in den 27 Jahren, die dieser Club besteht, auf über 300 000 Bälle, die allein rund um das Loch 9 im Wasser schlummern. Gehe ich nach den gefunden Bällen neben den Teichen, handelt es sich bei einem Drittel um Range-Bälle. Das würde heißen, dass gut 100 000 Range-Bälle im Teich liegen. Das sind Bälle, die dem Club gehören. Das ist kein Privat-Eigentum.“

Bleibt das Online-Anmelde-Tool?

„Wir sind ja damals durch die Corona-Auflagen gezwungen worden, einen Weg zu finden, mit dem wir nachweisen können, wer, wann, wo und mit wem auf dem Platz war. Wurde sich früher fast immer zur vollen Stunde zum Golfen verabredet, was oft dazu führte, dass drei oder vier Flights am Abschlag der 1 versammelt waren, so hat sich das durch das Buchungssystem sichtlich entzerrt. Der Zank, wer zuerst am Loch war, hat sich verflüchtigt. Der Spielbetrieb läuft runder, geordneter und besser sortiert. Inzwischen haben sich unsere Spieler und Spielerinnen auch den Umgang mit dem System angeeignet. Und auch die Aktiven mit schwächeren Spielvorgaben geraten durch das Zwei-Stunden-Limit für neun Löcher weniger unter Druck.“

Welche Ziele hegst du noch?

„Ich sähe es gern, wenn der Platz noch ein bisschen ökologischer werden würde. Vielleicht durch eine Streuobstwiese oder ein Areal mit Wildblumen, wo Pflanzen und Tiere ihre Ruhe hätten. Neben den Fairways wäre noch genug Platz dafür vorhanden. Vielleicht könnten wir dann ja mal unseren eigenen Honig gewinnen oder Obstsaft pressen. Zudem mache ich mir oft Gedanken, wie man die Übungsbereiche ausweiten und verbessern kann.“

Was bereitet dir die meiste Freude hier im Club?

„Ganz klar: Das ist das große Miteinander im Club. Unser Clubleben sucht seinesgleichen. Natürlich sind wir sehr diskussionsfreudig, aber dreiviertel der Gespräche sind echt lustig. Ich gehe immer noch jeden Tag gern ins Büro. Es macht mir Riesenspaß.“

Das Gespräch führte Charly Hühnergarth

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